von Micha Kunze – Erschienen im EPOS Magazin (Nr. 4, 2020)
Als Erbschaftsplanerin begleitet lna Gärtner Menschen zur passgenauen Vorsorge
Bürokratie und Beamtendeutsch: Die Hürde der Vorsorge
Es ist ein wunderschönes Fachwerkhaus im nordhessischen Dagobertshausen, in dem das Büro von lna Gärtner liegt. Harmonisch verschmelzen die dunklen Fachwerkbalken mit der modernen und geschmackvollen Inneneinrichtung und dem farbenfrohen Anstrich der Wände. Hier finden viele der Gespräche statt, bei denen es schon auch mal an die Substanz geht: Wie verteile ich mein Erbe? Was soll in meinem Testament stehen? Wenn mir etwas zustößt-wer entscheidet dann über mein Leben? Es ist ein unglaublich spannendes Feld, in dem lna Gärtner arbeitet. Und ein wichtiges sowieso.
,,Es sind oft ältere Menschen, die ihren Weg zu mir finden“, erzählt lna Gärtner. Sie sitzt entspannt auf dem Sofa, heute im leger-schicken Look im dunkelblauen Sakko, mit warmer und sympathischer Ausst rahlung. ,,Aber ich habe auch Kun den, die aufgrund eines großen Familienkonflikts in einer Sackgasse stehen und nicht wissen, welche Entscheidung angemessen ist. Jede einzelne Person hat ganz individuelle Fragen und Wünsche. Für genau die nehme ich mir Zeit.“
Wer richtig planen will, braucht eine gute Basis
Worum es bei der Erbschaftsplanung geht? ,,Es geht einerseits um Vollmachten. Was geschieht, wenn ich zum Beispiel einen Unfall habe? Und es geht um das Thema Nachlass und Vermächtnis. Also was passiert, wenn ich sterbe? Das sind Themen, bei denen es sich absolut lohnt, wenn man sich gut mit ihnen auseinandersetzt“, berichtet lna Gärtner. Im System sei aber bisher nur wenig Platz für die Sorgen und individuellen Bedürfnisse der Menschen. Oft, weil diese Grundlagengespräche nicht im Kompetenzbereich der zuständigen Instanzen liegen.
Deshalb setzt lna Gärtner einen Schritt früher an. Ihr ist es ein besonderes Anliegen, dass sich ihre Kunden auf einen Prozess einlassen können. ,,Ich schaffe einen Raum, in dem auch alle Ängste und Konflikte angesprochen werden dürfen. Beim Zuhören merke ich, an welchen Stellen Unsicherheiten und Frustration herrschen und das spiegle ich auch. Nur so können Menschen langfristig gute Entscheidungen treffen, die sie auch wirklich verstehen.“

Vom Wochenkurs zum Doppelstudium
Der Weg zur Erbschafts- und Estate-Planerin war für lna Gärt ner selbst alles andere als gerade. 2012 bekam sie das Ange bot, an der Europäischen Akademie für Finanzplanung einen Wochenkurs zur zertifizierten Erbschaftsplanerin zu machen.
,,Von diesem Kurs war ich sofort begeistert“, erzählt sie erfreut. Der Startschuss für eine außergewöhnliche Karriere. ,,Mir geht es nicht nur um die Finanzplanung von Menschen. Das machen Bankleute ja auch. Wie gehe ich aber damit um, wenn Konflikte herrschen? Wenn es keine klassische Wohnungsverteilung gibt? Keine oder mehrere Kinder? Oder Partner grundsätzlich unter schiedliche Vorstellungen für ihr Testament haben?“
Schnell wird lna Gärtner klar: Ihr Know-how reicht für fachliche, nicht aber für die zutiefst persönlichen Fragen ihrer Kunden aus. Deshalb legt sie an der Fern-Uni Hagen noch ein Studium als Mediatorin oben drauf und krönt ihren akademischen Werde gang mit einem Studium an der EBS in Oestrich-Winkel, das sie als Estate Planner und Generationenberaterin abschließt. ,,Die ses Studium hätte ich mal besser in meinen frühen Zwanzigern gemacht“, lacht sie laut. Doch die Strapazen haben sich gelohnt. Erbschaftsplanerinnen wie lna Gärtner, die fachliche Kompe tenz mit ehrlichem Interesse und feinfühliger Gesprächsfüh rung verbinden, gibt es in Deutschland fast nicht.

„Der Prozess geht so lange, wie er gehen muss“
Was die Gespräche bei lna Gärtner ausmachen, ist ein sicherer Rahmen, ein offenes Ohr und genügend Zeit. ,,Ich lerne meine Mandanten immer erst kennen. Ich höre zu und bekomme ein Gespür für sie – und sie umgekehrt natürlich auch für mich. Es ist wichtig, dass mich meine Kunden sympathisch finden und das Gefühl von Sicherheit haben. Nur dann ist es möglich, über diese teils heiklen Themen frei zu sprechen“, sagt lna Gärtner. Dafür habe sie eine feste Regel: Der Prozess geht so lange, wie er gehen muss. Keine Abkürzungen. Solche Dinge brauchen eben ihre Zeit.
Während Pragmatiker meist sehr zielgerichtet und innerlich aufgeräumt lna Gärtners Dienstleistungen in Anspruch neh men, brodelt in manch anderen viel mehr. ,,Oft herrscht auch einfach eine Unsicherheit. Mandanten kommen und merken, dass in ihnen ein Thema arbeitet, von dem sie nicht genau wis sen, ob und wie sie es bearbeiten können.“ Nicht selten unter stützt lna Gärtner bei der Unternehmensnachfolge oder der Überschreibung von Konten und Immobilien. Mitunter eine emotionale Angelegenheit. ,,Da helfen mir meine Fähigkeiten als Mediatorin, diese Themen auf den Tisch zu bringen und zu spiegeln, woran es momentan hakt. Das sind immer sehr span nende Begegnungen.“
Wer sich auf den Prozess einlässt, wird mit Erleichterung belohnt
Es kommt schon auch mal vor, dass in genau diesen Gesprächen tief liegende Konflikte au sb rechen . Vor allem, wenn es um die eigene Verwandtschaft geht. ,,Familie ist das dünnste Eis, über das man laufen kann“, meint lna Gärtner fast schon andächtig. Gerade dann, wenn es mal etwas emotionaler zur Sache geht, behält sie einen kühlen Kopf. ,,Ich bleibe da professionell und wahre Distanz“, sagt sie. ,,Manchmal geht es gar nicht mehr um ein Testament oder irgendeine Entscheidung. Die Themen lie gen viel tiefer.
Glücklicherweise überwiegen die positiven Begegnungen in lna Gärtners Karriere. ,,So oft bekomme ich Anrufe oder Nach richten von Menschen, die am Ende der gemeinsamen Zeit un glaublich dankbar sind. Und zutiefst erleichtert . Deshalb ma che ich meinen Job so, wie ich ihn mache“, verrät sie lachend.
„Die gute Basis schaffen, damit alles rechtlich sauber und gleichzeitig individuell passend über die Bühne gehen kann.“ lna Gärtners Arbeit zeigt nicht nur, dass eine ausreichende Vorsorge maßgeblich wichtig ist. Sie zeigt vor allem auch die Wichtigkeit, wie mit der Vorsorge umgegangen wird. Darin hat sie einen stimmigen und nachhaltigen Weg gefunden. Warum es in Deutschland so wenige Erbschaftsplanerinnen vom Kaliber einer lna Gärtner gibt? Das bleibt rätselhaft. Fest steht: Es braucht mehr von ihnen!
von Micha Kunze – Erschienen im EPOS Magazin (Nr. 4, 2020)